"Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen." Johann Wolfgang von Goethe

Ballermann - im Corona Sommer 2020

19.9.2020

Noch bevor die österreichische Bundesregierung die Reisewarnung für Spanien auf die Balearen ausgeweitet hatte, konnte ich nocheinmal die beliebte Party Insel Mallorca besuchen. Die Ausweitung dieser Reisewarnung aus Österreich kann als etwas seltsam bewertet werden, wenn man es mit dem Vorgehen aus Deutschland vergleicht. Am Freitag 14. August hat die Bundesrepublik eine Reiswarnung für die Balearen ausgesprochen. Dienstag 18. August sickert das Gerücht durch, dass auch Österreich Mallorca auf die Liste setzen wird. Wer sich jetzt denkt, dass so etwas schnell gehen würde, der irrt. Erst per Montag 24.8. Null Uhr trat die Reiswarnung in Kraft.

Es war für mich nicht der erste Aufenthalt seit Beginn der Krise in Spanien. In Barcelona konnte ich die ersten Eindrücke der spanischen Auflagen sammeln. Vor dem Abflug musste man sich im Internet auf einer spanischen Behördenseite registriert haben. Genügte 10 Minuten vor Abflug. Auf der Iberischen Halbinsel angekommen wurde der QR kontrolliert und zugleich die Körpertemperatur gemessen. Barcelona war leer. Diese Stadt lebt vom Tourismus, doch die Touristen fehlten. Anfangs waren wir uns überhaupt nicht klar, ob auch im öffentlichen Bereich eine Maskenpflicht besteht. In den öffentlichen Verkehrsmitteln betrug die geschätzte Maskenträgerquote über 99 %. Unvorstellbar in Österreich. Selbst in den Straßen trugen sehr viele Menschen MNS. Ja, im Hochsommer. Kollabierte Personen konnten wir keine finden. Am Strand wurden immer wieder Durchsagen getätigt um die Abstandsregeln in Erinnerung zu rufen. Am Abend sind wir in ein berühmtes Lokal gegangen. Aber nicht so wie es man sich gewohnt ist. Wir mussten uns die Hände desinfizieren und wieder wurde unsere Körpertemperatur gemessen, ehe wir in das Lokal durften. Ich habe wirklich keine Ahnung mehr, ob es 20, 30 oder gar 40 Körpertemperaturmessungen in den letzten Monaten bei meinen Auslandsreisen waren. In Österreich liegt meine Zahl in diesem Fall bei Null. 

Beim Landeanflug auf Mallorca Mitte August konnte das vertraute Panorama die aktuelle Krise vergessen machen. Am Flughafen wurde ich schnell von der Realität eingeholt. Geparkte Flugzeuge die teilweise verhüllt waren, gesperrte Teile des Flughafens und wenig Betrieb. Bei der Einreise gab es wieder QR Code Check und Körpertemperaturmessung. Mit zwei anderen ging es im Bus nach El Arenal. Ungewohnt, seltsam und fast wie ausgestorben, das waren an diesem Tag die ersten Eindrücke von der El Arenal. In der Schinkenstraße, in der sonst immer unzählige Leute zu finden sind, herrschte Leere. Zwischen Bamboleo und Bierkönig, dort wo normalerweise so viele junge Leute feiern, standen nur die Betonblöcke. Sonnenbrillen mit einer 100-Jährigen Garantie konnten auch nicht gekauft werden. Vielleicht würde es die Brillen morgen ausnahmsweise auch billig geben. Mega Park? Das gleiche Bild. Ab und zu, eher selten, spazieren Urlauber vorbei. Am Strand? Die Liegen unbelegt und weit und breit nur sehr wenige Menschen zu sehen. Die meisten lagen am Strandabschnitt beim Hafen. Aber ebenfalls kein Vergleich zu all den anderen Sommern. Im Hotel? Wieder Hände desinfizieren, wieder Körpertemperatur. Von einem schweizer Pärchen konnte ich erfahren, dass es über die Reiswarnung informiert wurde und man ihnen einen Rückflug für SRF 500 anbot. Pro Person. Das Pärchen blieb. Das Abendessen? Ja genau! Wieder Hände desinfizieren, wieder Körpertemperatur messen. Mich fasziniert der menschliche Körper in diesem Fall besonders. Man lässt sich den ganzen Tag am Strand in der Hitze wie ein Steak braten und hat dann dennoch keine erhöhte Temperatur. Die Tische im Speisesaal waren so vergeben, dass immer ein Tisch zwischen den Gästen frei war. Das Pärchen aus der Schweiz dürfte natürlich gemeinsam an einem Tisch sitzen. Besteck war aus Plastik. Buffet? Die komplette Auswahl war hinter einem Glas und man musste dem Kellner zeigen, was man am Teller haben möchte. Etwas ärgerlich, da die Quantität nicht so wie geplant war.

Nach dem Abendessen ging ich in den Bierkönig. Gut, Bierkönig hieß dieses Lokal plötzlich nicht mehr, sondern Pancho. Diesen Namen habe ich noch nie davor gehört. Im Vorhinein musste ich mich auf der Internetseite von diesem Lokal registrieren und erhielt einen QR Code, der mir die Berechtigung gab einzutreten. Wer jetzt glaubt, dass ich zusätzlich zur Vorweisung des QR Codes auch meine Hände desinfizieren und meine Körpertemperatur messen lassen musste, liegt absolut richtig. Mit dem MNS richtig aufgesetzt durfte ich zu einem Tisch. Dort durfte ich den MNS ablegen und mir ein Getränk bestellen. Leider sind Litergetränke in El Arenal seit diesem Jahr verboten. Was natürlich eine saftige Preiserhöhung bedeutet. Kostete letztes Jahr 1 Liter Cuba Libre noch 14,50, so musste ich für 0,5 Liter inklusive vom Kellner eingerechnete Sonderabgaben 9 Euro zahlen. Dass dann gleich 10 Euro daraus werden, fällt in die Kategorie „Leben und leben lassen“. Normal feiern im Bierkönig mehrere tausende Menschen. An diesem Abend sollen es 30 gewesen sein. Nur im Sitzen. Auf dem Weg zur Toilette, der nur mit aufgesetztem MNS begehen werden konnte, standen im Abstand von einigen Metern immer wieder Mitarbeiter die darauf achteten, dass nicht zu viele Gäste auf die Toilette gehen. Punkt Mitternacht war die Musik aus und um 01.00 das Lokal geschlossen. Ich war fünf Minuten nach Mitternacht bereits am Weg zurück ins Hotel.

Einige Tage bevor die österreichische Reisewarnung für Mallorca in Kraft trat, landete ich in Wien und es wurde mir direkt beim Verlassen des Flugzeuges ein kostenloser Covid Test angeboten. Negativ!